Universitäten sind verpflichtet, zur Bewältigung von gesellschaftlichen Herausforderungen und der Lösung von Problemen beizutragen. In der EU-Strategie „Europa 2020“ sowie der Strategie der Österreichischen Bundesregierung für Forschung, Technologie und Innovation sind die Begriffe Wissens- und Technologietransfer zu zentralen Schlagwörtern geworden, um den Nutzen der Wissenschaft für die Gesellschaft sichtbar zu machen. Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften leisten diesbezüglich einen besonderen Beitrag, da sie gesellschaftliche Fragestellungen und Herausforderungen in ihrer Relevanz und Aktualität bearbeiten und die Resultate erneut an die Gesellschaft weitergegeben werden. Somit ermöglicht die geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung gesellschaftliche Innovationen, sie fördert aber auch die Region, in der sie stattfindet und trägt indirekt auch zum Erhalt und der Beförderung von Demokratie bei. Um die Vorteile der Kooperation zwischen Forschung, Praxis und Gesellschaft sichtbar und bewusster zu machen, erforscht das Projekt „Wissenstransfer in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften stärken“, wie der Transfer von Erkenntnissen zwischen den GSK-Disziplinen und der Gesellschaft besser gelingen kann.

Im Rahmen des ersten Projektjahres wurde anhand von qualitativen Expert_inneninterviews eine Bestandsaufnahme der bereits bestehenden „Transferleistung“ vonseiten der Institute und einzelner Wissenschaftler_innen zur außeruniversitären Gesellschaft (u. A. Vereine, Zivilgesellschaft, Region, aber auch überregional) sowie zu Praktiker_innen im Feld vorgenommen. Dabei wurde insbesondere berücksichtigt, inwieweit eine Intensivierung der Synergien durch den beidseitigen Austausch erfolgt, d. h. inwieweit die Region, Praxis oder Zivilgesellschaft ihrerseits die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu neuen Fragestellungen und Problemlösungen veranlasst. Best-Practice-Beispiele wurden gesammelt, um sie in einem Leitfaden gemeinsam mit Strategien zur Beförderung sozialer Innovation hervorzuheben.

Im weiteren Verlauf des Projekts wurde eine mixed-methods Studie entworfen und in einem mehrstufigen Verfahren an sämtlichen WTZ-Standorten österreichweit durchgeführt. Dabei wurden neben den Motivatoren und Hindernissen für Transferleistungen auch die Einstellung der Forschenden zum Thema Wissenstransfer exploriert und nach implizit und explizit verknüpften Teilkomponenten des Themenkomplexes gesucht.

Durch die Projektteams der beiden beteiligten Universitäten, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Karl-Franzens-Universität Graz, wurde ein Bottom-Up-Prozess initiiert, durch den konkrete Vorschläge zur Umsetzung einer möglichst unbürokratischen und effizienten Darstellung von Wissenstransferleistungen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften erarbeitet wurden. So entstand beispielsweise ein Vorschlag für mögliche Kennzahlen, welche unterschiedliche Teilbereiche des Wissenstransfers in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften abbilden und somit die Awareness für das Thema heben.

Neben open-access Fachpublikationen der Forschungsergebnisse wurde im Rahmen des Projekts auch eine open-access Broschüre entworfen, die sich mit dem Thema Wissenstransfer in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften befasst.

Ein besonderer Forschungsschwerpunkt des Projekts befasst sich mit dem Themenkomplex „Gender und Empowerment“. In Bezug auf diesen Bereich geht der beidseitige Austausch zwischen Universität und außeruniversitärer Gesellschaft bereits auf die Gründung der Feministischen Wissenschaften zurück. Eines ihrer zentralen Anliegen, die auch in den heutigen Gender Studies noch eine Rolle spielen, war die Orientierung an den Lebensrealitäten der Menschen*, insbesondere der Frauen*.  Unter Berücksichtigung der Effekte diskriminierender Strukturen, werden im Rahmen des Projekts verschiedene Blickwinkel auf das Thema gesammelt. Von besonderem Interesse sind die Fördermöglichkeiten von Wissenstransfer in diesem Bereich.

Der gesamte Forschungsprozess des Projekts wird an den gegenwärtigen internationalen Diskursen auf dem Gebiet ausgerichtet. Die einzelnen Schritte des Projekts werden in enger Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz, sowie im Verband mit anderen GSK/EEK-Projekten der Wissenstransferzentren Ost und West durchgeführt und akkordiert. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe begleitet und diskutiert das Prozedere, zudem werden die Ergebnisse in regelmäßigen Abständen bei Forschungsupdates und Vorträgen präsentiert, diskutiert und reflektiert.

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Erstellt von: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, MH
am: 05.01.2018